Mehr Wege als Einweg im Klimaschutz
Projektbezeichnung: | Mehr Wege als Einweg im Klimaschutz |
Firma/ Institution: | LIFE Bildung Umwelt Chancengleichheit e.V. |
Kategorie: | Kategorie B |
Jahr: | 2015 |
Bezirk: | Tempelhof-Schöneberg |
Mehr Wege als Einweg im Klimaschutz –migrantischer Einzelhandel aktiv für weniger Plastiktüten
Bei Plastiktüten denkt man nicht sofort an Klimaschutz, doch der Verbrauch von über fünf Milliarden Plastiktüten pro Jahr in Deutschland belastet das Klima. Jede Plastiktüte verursacht im Lifecycle zwischen 60-120g CO2-Emisionen. Erschreckend, dass jede Plastiktüte dabei oft nur 25 Minuten gebraucht wird. In Berlin gehen stündlich 30.000 Stück in Umlauf. Gleichzeitig steht die Plastiktüte als Symbol für viele vermeidbare Wegwerfprodukte unserer Zeit.
Der Einzelhandel nimmt hier als Schnittstelle zu den Verbraucher/innen eine Schlüsselrolle ein: Neue Methoden und Ansätze sind gefragt, die jenseits staatlicher Regulierung Klimaschutz für den Handel und Verbraucher/innen attraktiv machen, um diese noch unerschlossenen Klimapotenziale zu nutzen.
Das Berliner Modellprojekt richtet sich speziell an migrantische Lebenseinzelhandelsunternehmen in Berlin, wo Plastiktüten kostenlos als Service und in Massen – bis 10.000 Tüten pro Woche im türkischen Supermarkt – verteilt werden. Die multikulturelle Kundschaft wurde mit Klimaschutzthemen bisher selten explizit adressiert und die Geschäfte fürchten den Kundenverlust, wenn der Service kostenloser Plastiktüten entfällt.
Ziel ist die modellhafte Entwicklung und Erprobung verschiedener, wirtschaftlich attraktiver Strategien und Aktionen zur Förderung klimafreundlichen Verhaltens im migrantischen Lebensmitteleinzelhandel. Mit den Maßnahmen sollen bisher ungenutzte Klimaschutzpotentiale im Betriebsablauf erschlossen werden. Zusammen mit 32 migrantischen Geschäften (türkisch, polnisch, arabisch, vietnamesisch, russisch) und drei Wochenmärkten sollen über Anreiz- und Belohnungssysteme ein verändertes Verhalten bei Verbraucher/innen hin zum Gebrauch von Mehrwegtrageformen gefördert werden. Ziel aller Maßnahmen ist es, Klimaschutz ergänzend zu Energiesparmaßnahmen für den Einzelhandel attraktiv zu machen, u.a. durch eine erfolgreiche Kundenbindung mittels Bonus und Rabattsystemen für Klimaschutz, ein modernes, ökologisches und soziales Image und durch Kostenreduktion mittels einer Plastiktütenreduktion. Unternehmen und Partner werden dabei unterstützt, erfolgreiche Strategien nachhaltig bei sich zu implementieren. Die etablierten Methoden und Erfahrungen aus Berlin sollen als Vorbild bundesweit in mindestens drei Kommunen oder Städte transferiert werden.
Projektphasen:
- Gewinnung von Partnern, migrantischen Unternehmen und Klimaschutzbotschafter/innen, Her-stellung von 6.000 Upcycling-Stofftaschen der Kampagne mit vorgeschalteter Sammlung an aus-rangierten Stoffen (Bettwäsche, Tischdecken etc.) an 30 öffentlichen Sammelstellen in Berlin
- Unternehmen setzen die erste Klimaschutz-Aktion (Bonusaktion mit Stempelkarte und zugehörigen Upcycling-Stofftaschen) um: Kundschaft wird für Einkauf mit Mehrwegtaschen belohnt, bei öffentlichen Aktionen in und vor den Geschäften informieren Klimaschutz-Botschafter/innen die Kundschaft multilingual über die Bonusaktion und Klimaschutz, Verteilung multilingualer Informationsmaterialien, Schulungen für Geschäftsführende und Mitarbeitende zu Klimaschutz, Auszeichnungen der Geschäfte für Klimaschutz-Engagement, Prämierungen der engagiertesten Mitarbeitenden
- Beratung der Unternehmen und Umsetzung weiterer Anreiz- und Anregungssysteme, Energiebe-ratung durch IHK Berlin, Klimaschutz Gewinnung zusätzlicher Unternehmen sowie drei Wochen-märkte für die Umsetzung neuer Anreiz- und Anregungssysteme, berlinweiter Aktionstag zum Internationalen Plastiktütenfreien Tag - in breiter Allianz von Einzelhandelsunternehmen, Unternehmen und Umweltverbänden, Gewinnung von Transferpartnern
Die Kampagne wird gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak-torsicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Ansprechpartner
Martina Bergk (Telefon: 030-308798-21)